Rezension: Say Her Name von James Dawson

Der Mythos der Bloody Mary

Es ist Halloween, als Bobbie mit zwei Jungs und ein paar ihrer Mitschülerinnen des Mädcheninternats zusammensitzt und sie sich Gruselgeschichten erzählen. Früher oder später musste jemand wieder auf die Legende der Bloody Mary kommen, der sie dazu bringt eine Mutprobe zu machen. Bobbie und ihre beste Freundin Naya wie auch Caine sollen vor dem Spiegel stehen und ihren Namen sagen, fünfmal und dann soll sie erscheinen. Eigentlich macht sich keiner Gedanken. Das Spiel haben schon tausende Andere, doch als die drei vor dem Spiegel im Badezimmer stehen, nur noch die Kerze brennend, hat Bobbie ein komisches Gefühl. Bloody Mary, Bloody Mary, Bloody Mary, Bloody Mary, …

Tage später verschwindet eine Mitschülerin spurlos. Sie war unter Bobbies kleiner Runde und hatte schon Tage vorher die Bloody Mary beschworen. Hat sie etwa die Gestalt gehört? Existiert sie wirklich?

Waschechter Teeniehorror

Mädcheninternat, eingeschmuggelte Jungs und ein Geheimnis, dass im Verborgenen liegt. Das Rezept eines jeden klassischen Horrorfilms, der nur im Bösen enden kann. Vor allem, wenn es wieder einmal um eine der bekanntesten Urban Legends geht, die der Bloody Mary.

Wer hat das nicht schon probiert und sich vielleicht nicht getraut. Es ist immer wieder der Nervenkitzel, der uns dazu bewegt und genau hier setzt James Dawson an. Was als lächerliche Geschichte beginnt wird zum Schauermärchen, dass einen die Angst vor Spiegel lehrt, wird zu einem Teenieschocker, der seine Vorbilder kaum verstecken kann.

Dawson hat einen sehr eigenwillen Schreibstil, der sarkastisch ist und gleichzeitig die düstere Atmosphäre eines Horrorstreifens schaffen kann. Sehr bildhaft und durchaus Schauer über den Rücken fahrend, gelingt es der Autor mit seiner Wortwahl die Spannung und Angst einzufangen. Nicht nur die Emotionen greift er wunderbar ab, sondern fast cineastisch fein konstruiert macht er Szenenwechsel, schnelle Schnitte und Hektik, die beim Leser ankommt. Schnell fühlt man sich an bekannte Horrorfilme erinnert, denen James Dawson absolut gerecht werden kann, wenn er nicht sogar seinen Worten nicht soger das schafft, was den meisten Teenieschockern misslingt, nämlich Tiefe zu erzeugen.

Klischee meets Selbstironie

Dass er seine Charaktere dagegen in die Klischeekiste des Horrorfilms wirft, schadet den Roman keineswegs. Vielmehr bereichert es „Say Her Name“, denn er setzt diese geschickt hat und richtet sie in ein neues Licht. Die Prise Selbstironie kommt dabei nie zu kurz und Dawson nimmt sich in seinen Roman oft selbst nicht ernst. Allen voran Bobbie, die Protagonistin, ist nicht die natürliche Schönheit, sondern eher eine bücherliebende Hobbyautorin, die etwas mehr Nerd ist und dadurch schnell in das Herz des Lesers schließt. Auch ihre Freundin und die anderen Figuren wirken selten plump, wenn auch überzeichnet und dem Genre dadurch einfach gerecht werdend. Im Teeniehorror darf es ruhig etwas mehr sein, als man es gewöhnt ist, auch wenn vielleicht das auch an manchen Stellen das Problem des Horrorromans ist. Die Liebesbeziehung, die hier entsteht, wirkt nämlich mehr als konstruiert und schadet der Spannung und fühlt sich gezwungen. Ohne diese Ergänzung hätte es besser funktioniert.

Ende mit Doppelboden

Nichtsdestotrotz dominieren die Szenen, die einen umhauen. Wer hätte gedacht, dass man auch Wassergläser fürchten kann! Man klebt geradezu an den Seiten, will das Geheimnis um die Bloody Mary erfahren und wünscht dem Trio, dass sie noch dahinter kommen, bevor es zu spät ist. Bevor die Bloody Mary sie zu sich holen kommt. Nicht nur einmal guckt man nervös in den Spiegel, ob sie nicht doch um die Ecke kommt.

Und genau da wird „Say Her Name“ zu einer Geschichte, die weit mehr ist, als ein Horrorroman. Die Tragödie der Bloody Mary berührt und kommt durchaus mit Facetten auf, die auch heute nicht an Aktualität verloren haben. Doch bei dem Geheimnis um die wahre Bloody Mary hört es nicht auf, sondern gibt uns einen Schluss, bei dem man sich nicht sicher ein kann, ob es wirklich richtig wahr? Gab es überhaupt einen richtigen Weg?

Das weiß nur Mary selbst…

Fazit

Atmosphärisch erzählt, spannend und eine Horrorgeschichte, die Tiefe hat. James Dawson hat mit „Say Her Name“ einer alten Urban Legend neues Leben eingehaucht und mit seinem filmähnlichen Schreibstil zu einem waschechten Teenieschocker gemacht.

Der Mythos der Bloody Mary Es ist Halloween, als Bobbie mit zwei Jungs und ein paar ihrer Mitschülerinnen des Mädcheninternats zusammensitzt und sie sich Gruselgeschichten erzählen. Früher oder später musste jemand wieder auf die Legende der Bloody Mary kommen, der sie dazu bringt eine Mutprobe zu machen. Bobbie und ihre beste Freundin Naya wie auch…

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