Rezension: Die Stille vor dem Tod von Cody McFadyen

Langes Warten für nichts?

Fünf Jahre hat man warten müssen und endlich ist er da, der neue McFadyen. Ein neuer Roman rund um Smokey Barrett, eine starke FBI-Agentin, die sich mit den grausamsten Serienkillern herumschlägt. Menschen, die sie jagen, Kreaturen, die ihre Psyche fast zum Fall bringen, doch sie steht wieder auf. Eine faszinierende Protagonistin, die mit dem Geschick des Autors zur Geltung kommt. Er beherrscht Abgründe wie kein anderer, die Psychologie des Tötens ist fast schmerzlich nachvollziehbar und nicht zu oft liegt man die Thriller zur Seite, weil man entweder die aufsteigende Panik oder den Magen erst wieder in Ordnung bringen muss.

So beginnt auch „Die Stille vor dem Tod“ mit einem glanzmäßigen Auftritt. Mitten hineingeworfen in eine Wohngegend, findet die schwangere Smokey Barett und ihr Team sich in einer halben Apokalyse wieder. Verschiedenen Familien sind um ihr Leben gebracht worden, alle am gleichen Abend. Doch bevor die eigentliche Ermittlung überhaupt beginnen kann, tobt ein Krieg bei dem die Agentin bedroht wird und dass im siebten Monat ihrer Schwangerschaft. Wäre das nicht genug, knallt es noch mehr Kugeln und Smokey gerät in noch größere Gefahr. Was sie findet, überschreitet Ekel und Vorstellungskraft. Das nennt man dann voll einen Opener, der einen zum Teddybär greifen lässt. Man will schon die Fingernägel knabbern und dann passiert es: Cody McFadyen liefert nicht mehr, sondern zimmert wahllos zusammen.

Tiefenpsychologie und Philosophie

Wir bekommen in „Die Stille vor dem Tod“ interessante neue Einblicke in Smokey Barrett. Ihre schwache Seite zu sehen, ihre Verletztbarkeit und Zerbrechlichkeit verleiht der Reihe eine neue Note. Sie ist nicht nur eine Kriegerin im Kampf gegen die Geschwüre dieser Welt, sondern auch ein Mensch. Nicht zu oft wurde das immer wieder in der Thrillerreihe gezeigt und findet sich auch hier wieder. Doch an dieser Stelle geht es weitaus tiefer und wird fast schon philosophisch. Was wunderbar klingt, hat aber eher negative Auswirkungen. Es kommt zu einer Vollbremsung, die einen nicht nur die Spannung nimmt, sondern auch noch nach Reflektion klingt als waschechter Erzähltkunst. Überall gibt es Zusammenfassungen älterer Fälle und ab der Hälfte des Romans bleibt fast nichts mehr übrig von der Handlung. Schlussendlich drehen wir uns nur noch in der psychologischen Schleife. Da wird nicht ermittelt, nur gemutmaßt und man spürt kaum etwas von einer Jagd, nichts dergleichen. Es gibt nicht mal eine klare Suche, nur Denkweise und jede Menge Philosophie. Und dann ist der Thriller auch schon aus. Die Spannungkurve stirbt mit dem starken Opener und man wird das Gefühl nicht los, dass nach diesen großartigen Anfang jemanden der Kopf fehlte den Rest zu erzählen.

Verschwundene Lebendigkeit

Verpackt mit einer depressiven Stimmung, der sich nicht mehr abschütteln lässt, wirkt der ganze Roman erdrückend und stellenweise langweilig. So großartig auch McFadyens Stil aus anspruchsvoller, ja fast poetischer Erzählweise geistiger Störungen ist, so wirkt es vielmals holzig und ausgelaugt. Doch neben Stil sind es auch die Charaktere. Von ihnen bleiben, trotz Hintergrund und Entwicklung, nur noch ein Baukasten statt Persönlichkeiten, die greifbar wurden. Die Lebendigkeit, die McFadyen ausmacht, wirkt wie verschwunden.

Da ist nichts mehr von Überraschungen, sondern nur oftmalige Logikfehler und Fragen, die einfach unbeantwortet bleiben. Die Schlussfolgerungen wirken wie hingeworfen und nicht ausgearbeitet. Vielleicht war auch die Idee eine Nummer zu groß, um noch realistisch und nachvollziehbar zu bleiben. Mitunter wurde es aber anscheindn auch nicht versucht, denn die Wiederholung hat sich eingeschlichen. Da werden Altfälle geschildert und wieder geschildert und Verbindungen gezogen bis man selbst nicht mehr so ganz weiß, wer zu wem oder was gehört. An sich eine spannende Sache, würde es nicht wie ein Zusammenfassung der Ereignisse klingen. Der Roman hätte mehr Seiten gebraucht, mehr Entwicklung, um dem Ende und der Handlung den Platz zu geben, den sie gebraucht hätte.

Der Schluss, der sich ankündigt, lässt auf die nächsten Romane hoffen. Wenn sich aber diese Linie weiter durchzieht und auch die nächsten Romane mehr studienhaft bleiben, als tatsächlich eine Dramatugie zu entwickeln, wird es schwer für Smokey Barrett werden. Und das liegt diesmal nicht an den Psychopathen, die ihr an die Kehle wollen.

Fazit

Der neue Band der Smokey-Barrett-Reihe enttäuscht. Ein starker Auftakt endet in einer diffusen Geschichte, der Plot und Spannung fehlt. Es wirkt unfertig und zu bemüht. Ein Patzer oder der erste Schritt die Reihe in eine falsche Bahn zu lenken? Das bleibt abzuwarten.

Langes Warten für nichts? Fünf Jahre hat man warten müssen und endlich ist er da, der neue McFadyen. Ein neuer Roman rund um Smokey Barrett, eine starke FBI-Agentin, die sich mit den grausamsten Serienkillern herumschlägt. Menschen, die sie jagen, Kreaturen, die ihre Psyche fast zum Fall bringen, doch sie steht wieder auf. Eine faszinierende Protagonistin,…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert