
Rezension: Aristotle and Dante Discover
- by Lesekissen
DIE GEHEIMNISSE DES UNIVERSUMS
Als Ari im Schwimmbad Dante trifft und ausgerechnet Dante ihm das Schwimmen beibringen will, verändert sich sein Leben vollkommen. Normalerweise verbringt er seine Sommer eher einsam. Er will nirgendwo so richtig reinpassen und fühlt sich oftmals allein. Er vermisst auch seinen Bruder, von dem er so gut wie nichts weiß, außer dass er im Gefängnis sitzt. Seine Eltern schweigen dazu und tragen beide einen Schmerz in sich, der sie nicht loslässt. Der Vater hat den Vietnamkrieg in sich und die Mutter verliert kein Wort über seinen Bruder, über den er so viel gerne wissen möchte.
Dantes Leben scheint ein einziges Gegenteil. Wo Ari nicht die passenden Worte findet, weiß Dante immer was zu sagen ist. Er liebt Literatur und scheint immer stets beliebt und gemocht. Und trotzdem ist es die Einsamkeit, die beide zusammenführt und aus den ungleichen 15-Jährigen Freunde macht. Eine Freundschaft, die versucht die Welt zu verstehen und hinter die Geheimenisse des Universums zu blicken.
SELBSTSUCHE UND DAS ERWACHSENWERDEN
Ari und Dante sind nicht nur durch ihre einmalige Art die Welt zu betrachten etwas besonders, sondern auch ihre authentische und liebvollen Wesenzüge bringen den Leser dazu sie in sein Herz zu schließen. Sie sind auf der Suche nach sich selbst, ihren Platz in der Gesellschaft, als Außenseiter, die nicht wissen, wohin sie gehen. Ari, der das Schweigen seiner Familie nicht ertragen kann und sich von der Welt abzusondern scheint und Dante, der sich hinter all der Poesie kaum selbst zu verstehen scheint. Zwei unterschiedliche Charaktere, die aufeinandertreffen und die Welt in einfachsten Sätzen zu erklären scheinen.
Sie stolpern immer wieder über sich selbst und oftmals weiß man nicht, wohin der Weg sie führen wird. Man findet sich nicht zu selten selbst in ihren Gedanken wieder, in ihren Ansichten und Vorstellungen, die zu zerbrechen drohen. Die eigene Jugend wird auf einmal unheimlich nah und man weiß nicht, wohin man zuerst sehen soll.
Trotz des unglaublichen Halts ihrer Familie, ihren wirklich großartigen und fast schon vorbildlichen Eltern, die ihre Kinder nach ihrem besten Gewissen zu helfen versuchen, sind es doch sie, die die Welt in die Hand nehmen müssen.
Manchmal hat aber auch das Gefühl, Ari und Dante sind unglaublich unsympathisch. Dabei sind sie genau so wie jugendliche Charaktere sein sollten: Launisch, manchmal geradezu depressiv und dann wieder aufbrausend und irrational. Immer wieder reflexiv und grüblerisch, vor allem, wenn sie aus der Norm herausbrechen. Sie schwanken in ihren Launen hin und her, was Ari und Dante umso menschlicher erscheinen lässt.
SIMPEL UND EINFÜHLSAM ZUGLEICH
Dabei wirft Benjamin Alire Sáenz nicht mit einer pathetischen und schweren Sprache um sich, sondern lässt Aristotle die Geschichte in einfachen und klaren Sätzen beschreiben. Dialoge ohne jeglichen Schnickschnack treffen auf eine einfache und simple Sprache, die aber ihre Wirkung nicht verfehlt. Denn auch wenn sie einfach erscheint ist so voller Poesie und wundervoller Gedanken. Die philosophischen Ansätze und die gleichzeitige Einfühlsamkeit gegenüber den Charakteren macht es schwer „Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe“ aus der Hand zu legen, obwohl die Handlung nicht hetzt, sondern ruhig und gleichmäßig ist.
Der Roman ist so unglaublich pur verfasst, dass man die Enegie dahinter spürt. Jeder Schmerz überträgt sich auf den Leser und jede Veränderung zwischen ihrer Freundschaft wird spürbar. Nicht zu oft muss man das Buch zur Seite lege und innehalte, um selber wieder zu Atem zu kommen. Man verliert sich selbst in diesen Gedankenwelten und wird mit jeder Seite nur tiefer in das Leben der Freunde gezogen.
EIN KAMPF GEGEN TRÄNEN UND DAS SCHWEIGEN.
Nicht nur einmal hat man einen gefühlten Herzaussetzer, wenn plötzlich das Leben der Beiden sich verändert. Mit jeder Wendung, zerbricht einen fast das Herz. Innerlich wünscht man sich alles für sie, dass ihre Freundschaft für immer bestehen bleibt und sie immer der Anker sein können, den beide so sehr benötigen und sieht doch welche Steine ihnen in den Weg gelegt werden.
Dabei könnte ihnen das Leben so viel einfacher gemacht werden, wenn sie alle die Wahrheit sagen würden, das Schweigen brechen könnten. Aber sie schaffen es alle nicht, woran Aristotle and Dante zu zerbrechen drohen.
Und dann hat man das Ende auch vor sich, zückt das Taschentuch und weiß gar nicht mehr wohin mit den Bach aus Emotionen. Man sah es kamen, man hat die Anzeichen gesehen und es doch nie geglaubt. Es trifft einen mit einem Schlag. Weil man gerührt und berührt ist und gleichzeitig beeindruckt von Bejamin Alire Sáenz‘ großartigen Roman und diesen beiden außerordentlichen Persönlichkeiten.
FAZIT
„Aristotle and Dante Discover the Secrets of the Universe“ ist eine Geschichte über Selbstfindung und Ehrlichkeit. Eine Geschichte über Einsamkeit und Freundschaft. Und vor allem ein einfühlsames Jugendbuch, das jeder einmal gelesen haben sollte. Atemberaubend und zu Tränen rührend!
DIE GEHEIMNISSE DES UNIVERSUMS Als Ari im Schwimmbad Dante trifft und ausgerechnet Dante ihm das Schwimmen beibringen will, verändert sich sein Leben vollkommen. Normalerweise verbringt er seine Sommer eher einsam. Er will nirgendwo so richtig reinpassen und fühlt sich oftmals allein. Er vermisst auch seinen Bruder, von dem er so gut wie nichts weiß, außer…